Vorwort zu Michael Listers 60. Geburtstag

Prof. Dr. Dres. h. c. Henner Schierenbeck

Professor Dr. Michael Lister feiert am 22. September 2024 seinen 60. Geburtstag, zu dem ihm Freunde, Arbeitskollegen sowie enge Wegbegleiter herzlich gratulieren. Auch wenn er ausdrücklich keine Festschrift anlässlich seines Geburtstags gewünscht hat, so soll die Erstausgabe dieser neuen Fachzeitschrift bzw. dieses neuen Journals ihn und seine wissenschaftlichen und praktischen Verdienste gebührend ehren. Der angedachte Rahmen erscheint hierfür mehr als angemessen. Als engem Freund und akademischem Ziehvater von Michael wurde mir die Ehre zuteil, ein Vorwort zur Erstausgabe zu verfassen. Die gestellte Aufgabe erscheint vordergründig einfach, zumal uns eine lange gemeinsame Zeit verbindet und ich hierdurch viele Phasen von Michaels Leben begleitet habe. Auf der anderen Seite verfügt Michael über eine komplexe Persönlichkeit mit unterschiedlichen Interessen und Leidenschaften, die weit über das Wissenschaftliche hinausgehen. Um Michael zu würdigen, scheint es nicht sachgerecht, nur seine Biografie zu zitieren. Vielmehr soll der Mensch Michael Lister vorgestellt werden.

Michael Lister wurde am 22. September 1964 in Marl, einer durch Industrie und Bergbau geprägten Stadt im Ruhrgebiet, als Sohn eines Bergarbeiters geboren. Michael wuchs zusammen mit seinem Bruder in einfachen Verhältnissen auf. Sein späterer Lebensweg war demzufolge keineswegs vorgezeichnet. Gleichwohl zeigte sich bereits in jungen Jahren seine Zielstrebigkeit. Als Erster seiner Familie besuchte Michael nach Beendigung der Grundschule 1974 das Gymnasium und schloss dieses sehr erfolgreich im Jahr 1983 mit dem Abitur ab. Ein Novum in der Familie Lister. Im Anschluss daran begann Michael eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Bank für Gemeinwirtschaft (BfG), welche er 1983 erfolgreich abschloss. Nach der Ausbildung entschied sich Michael zunächst dazu, bei der BfG zu bleiben. Nach insgesamt vier Jahren Tätigkeit bei der BfG entschied sich Michael dazu, neue Wege einzuschlagen. Er kündigte bei der BfG und begann 1987 ein Studium der Betriebs­wirtschafts­lehre an der Universität Münster. Dieses schloss er 1992 mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann mit exzellentem Erfolg ab. Während seiner Studienzeit war Michael als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Bankbetriebslehre angestellt. Dies war zudem unser erstes Zusammentreffen. Doch nicht nur die berufliche Zukunft Michaels hat sich an der Universität Münster entschieden. Auch seine private Zukunft hat ihren Ursprung in Münster. Als Studierender ist Michael auf Regina, seine spätere Ehefrau, getroffen. Zusammen haben sie das Nachtleben von Münster unsicher gemacht. Aber auch akademisch waren Michaels Ziele noch nicht erreicht. Nach Abschluss des Studiums wurde Michael Doktorand am Lehrstuhl für Bank­betriebs­wirtschafts­lehre und Controlling, der nunmehr an der Wirtschafts­wissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel seine Heimat hatte, und promovierte zwischen 1992 und 1996 zum Dr. rer. pol. mit dem Prädikat summa cum laude. Sein Einsatz bei der freiwilligen Feuerwehr in Marl machte ihn zum perfekten wissenschaftlichen Mitarbeiter, der kollegial und mit Hingabe alle übertragenen Aufgaben erledigen konnte. Auch privat änderte sich für Michael einiges. Neben dem Umzug von Münster nach Basel heirateten Michael und Regina, und kurze Zeit später wurde ihr Sohn Maximilian geboren. Neben seinen akademischen kamen familiäre Verpflichtungen hinzu, die Michael jedoch gerne übernahm. Für seine Dissertation mit dem Titel „Risikoadjustierte Ergebnismessung und Risikokapitalallokation“ erhielt er 1997 den Fakultätspreis der Wirtschafts­wissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. 1998 war er Gastdozent an der Shanghai Jiao Tong University. Aber auch nach der Promotion war für Michael die akademische Laufbahn noch nicht beendet. 2002 schloss er seine Habilitation mit dem Thema „Wertorientiertes Risiko-Controlling in Unternehmen“ an der Universität Basel ab und erhielt die Venia Docendi für Betriebs­wirtschafts­lehre. Damit war eine akademische Karriere für Michael vorbestimmt. Von 2003 bis 2008 war er Inhaber des Lehrstuhls für Finanzen, Banken und Controlling an der WHL Wissenschaftliche Hochschule Lahr – sein erster eigener Lehrstuhl. Von 2005 bis 2008 war er dort auch Prorektor für Forschung. In dieser Zeit hat Michael die ersten eigenen Doktoranden zur Promotion geführt. Im Jahr 2008 folgte Michael Lister einem Ruf an die Steinbeis-Hochschule Berlin, die heutige Steinbeis-Hochschule, und wurde Inhaber des Lehrstuhls für Finanzen, Banken und Controlling sowie des Lehrstuhls für Real Estate. Seit 2013 leitet er die zeb.business school und ist seit 2018 verantwortlich für Forschung und Bildung bei der zeb.rsa GmbH. Neben seiner Familie und seiner Leidenschaft für Lehre und Forschung sowie seiner nach wie vor bestehenden Verbindung zur freiwilligen Feuerwehr in Marl ist Schalke 04 seine große Passion. Leider ist dies in den vergangenen Jahren zu einer wahrhaften Tragödie verkommen. Gleichwohl beeindruckt Michaels Optimismus: Er geht auch bei Schalke 04 davon aus, dass sich alles zum Guten wenden kann und Schalke wieder den Platz in der Bundesliga einnimmt, den es vor dem ersten Abstieg innehatte.

Michael Listers akademisches Werken reduziert sich nicht nur auf zahlreiche Publikationen, die Ausbildung von Doktoranden sowie unzählige Stunden an Vorlesungen. Er hat als Wissenschaftler und Dozent stets Wert daraufgelegt, dass theoretische Erkenntnisse einen möglichst hohen Nutzen für die unternehmerische Praxis bieten sollen. Dieser intensive Theorie-Praxis-Transfer ist das wichtigste Qualitätsmerkmal von Michaels akademischem Ansatz, den er mit großem Engagement verfolgt. Ihm war es stets wichtig, dass theoretische Inhalte kritisch reflektiert, diskutiert und hinsichtlich ihrer praktischen Relevanz geprüft werden. Auf diese Weise bilden Studierende und Doktoranden theoretische und praktische Kompetenzen aus und sind dadurch in der Lage, ihr theoretisches Wissen ziel- und lösungsorientiert anzuwenden. Michael Lister zählt zu den Vordenkern des dualen Ausbildungs- und Studienmodells.

Die nun veröffentlichte Fachzeitschrift setzt diese Tradition fort. Die Zeitschrift „Journal of Applied Research in Financial Services“ greift theoretisches Wissen aus dem breit gefächerten Bereich der Finanz­dienst­leistungs­branche auf und versucht, die praktische Relevanz neuer Modelle und Theorien für die Praxis herauszuarbeiten. Sie wählt damit bewusst einen etwas anderen Ansatz als andere wissenschaftliche Journale. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis ist oberstes Postulat – ganz im Sinne von Michael Lister!




Prof. Dr. Bernd Rolfes

Michael Lister vollendet am 22. September 2024 sein 60. Lebensjahr. Im Zentrum seines Wirkens steht die Verbindung von Wissenschaft und Praxis sowie die Überzeugung, dass sich Wissenschaft an ihrem Real-World-Impact messen lassen muss. Deshalb liegt es nahe, ihm als dem Gründer der zeb.business school, die genau dieses Credo in Forschung und Lehre lebt, die Erstausgabe des vorliegenden „Journal of Applied Research in Financial Services“ mit den besten Wünschen für die Zukunft zu widmen.

Die thematisch vielfältigen Aufsätze der Erstausgabe wurden von Schülern und Weggefährten aus Michael Listers akademischer und praktischer Laufbahn ihm zu Ehren verfasst. Einige Autoren haben die Themen aus ihren Dissertationen und Habilitationen erneut aufgegriffen und aus der Retrospektive evaluiert. Andere haben aktuelle Themen von gesellschaftlicher Relevanz ausgewählt und wissenschaftlich bearbeitet. Bei näherer Betrachtung der Themen­vielfalt mag auffallen, dass diese nicht willkürlich entstanden ist. Sie verdeutlicht die inhaltliche Breite und Tiefe des wissenschaftlichen Wirkens von Michael Lister. Als ehemaliger Schüler von Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Henner Schierenbeck, Lehrstuhlinhaber für Finanzen, Banken und Controlling sowie ehemaliger Vorstandsvorsitzender des European Center for Financial Services hat Michael Lister maßgebliche Impulse für die wissenschaftliche und praktische Auseinandersetzung mit Banksteuerungsfragestellungen gesetzt. In diesem Zusammenhang ist das didaktische Geschick von Michael Lister zu betonen, mit dem er Generationen von Bankpraktiker:innen und Studierenden für die Finanzbranche qualifizierte. Aber auch neuere Themenfelder wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Behavioral Finance und Immobilienökonomie charakterisieren die Forschungsinteressen von Michael Lister und finden sich insofern in den Schriften seiner Schüler und Weggefährten wieder.

Im Ergebnis ist eine Sammlung aktueller und sehr interessanter Beiträge entstanden, die sich nicht nur durch die Verarbeitung von Theorien, sondern auch durch die Verknüpfung mit der unternehmerischen Praxis auszeichnen.

Ein großer Dank gilt allen Autoren, die mit ihren zahlreichen Beiträgen zum Gelingen dieser Erstausgabe beigetragen haben, sowie denjenigen, die künftige Ausgaben des vorliegenden Journals mit ihren Erkenntnissen bereichern werden. Es ist durchaus nicht selbstverständlich und zeigt die große Verbundenheit der Autoren mit Michael Lister, dass sie sich angesichts der üblichen beruflichen und privaten Belastungen Zeit für das Verfassen von anspruchsvollen Beiträgen genommen haben. Ebenso gebührt Dank dem herausgebenden Management-Team der zeb.business school und dem redaktionellen Team von zeb.

Der Leserschaft dieser Erstausgabe wünsche ich viel Vergnügen bei der Lektüre der spannenden Aufsätze.


Münster, im September 2024